Knapp 20 Jahre danach kam eine weitere Städtepartnerschaft, die ebenfalls politische eine besondere Bedeutung hatte, hinzu: Reichenbach im Vogtland war die erste und einzige innerdeutsche Partnerschaft, die nunmehr auch bereits seit über 30 Jahren besteht. Kontakte zu Reichenbach gab es bereits vor der „Wende“, ein erster Partnerschaftsvertrag wurde aber nach der Wiedervereinigung Deutschlands zunächst aufgehoben und dann erneuert. Nur wenige Jahre später kam mit Malbork in Polen die vierte Partnerschaft hinzu. Zu damaliger Zeit, nachdem der „eiserne Vorhang“ gefallen war, gab viele Gründungen von Partnerschaften zu Städten in Osteuropa.
Keinen Zusammenhang zum zweiten Weltkrieg oder zum Fall des „Eisernen“ Vorhangs, hat die jüngste Nordhorner Städtepartnerschaft. In der Nähe von Rom liegt die Stadt Rieti, die seit 2010 die fünfte und damit letzte Städtepartnerschaft Nordhorns darstellt. Spätestens seit dem neuen Jahrtausend sind Partnerschaften eher unter dem Oberbegriff eines „Zusammenwachsenden Europas“ entstanden, wobei speziell in den letzten Jahren durchaus festzustellen ist, dass es in einigen Staaten einen Rechtsruck gibt und der Europäische Gedanke hier und da wackelt.
Auch die Intentionen und Entwicklungen im Partnerschaftskomitee haben sich aufgrund der geschichtlichen Ereignisse und dem Wandel in Europa über die Jahre entsprechend verschoben.
In den 50 Jahren hatte das Partnerschaftskomitee drei Vorsitzende. In den ersten 20 Jahren war Eberhard Liese zuständig, bis er den Staffelstab im Jahr 1990 an Lebrecht Forke übergab. Weitere 20 Jahre dauerte die Amtszeit von Herrn Forke, bis Achim Haming im Jahr 2011 Vorsitzender wurde. Lebrecht Forke ist nunmehr Ehrenvorsitzender des Komitees und zum Beispiel auch Ehrenbürger der Stadt Malbork seit dem Jahr 2016. In der Zeit von drei Komiteevorsitzenden waren im Übrigen sechs unterschiedliche Personen Bürgermeister. Gegründet wurde das Komitee zu Zeiten von Wilhelm Buddenberg. Im Anschluss waren Cornelius Gemmeker, Wilhelm Horstmeyer, Friedel Witte, Meinhard Hüsemann und seit 2011 Thomas Berling Bürgermeister der Stadt Nordhorn.
An welchen Aktionen / Besonderheiten hat das Komitee mitgewirkt?
Im Jahr 1992 entstand der heute stadtbekannte Europaplatz, mitten in Nordhorn. Auf dem Platz sind zudem seit dem Jahr 2001 die Buchstaben der Partnerstädte in „groß“ zu finden. Im Jahr 1997 wurden die Ortseingänge beschildert und seitdem wird auf die Partnerstädte entsprechend hingewiesen. Zwischendurch entstanden zudem Partnerschaftsbrücken, das heißt, dass einzelne Brücken im Stadtgebiet nach der jeweiligen Partnerstadt benannt sind. Im Jahre 2012 erhielt die Stadt Nordhorn für Ihre Aktivitäten rund um die Städtepartnerschaften die „Ehrenplakette des Europarates“. Seit einigen Jahren organisiert das Komitee einen Stand auf dem Fest der Kulturen gemeinsam mit ein oder mehreren Partnerstädten.
Wer gehört zum Partnerschaftskomitee?
Dem Komitee gehören rund 30 Personen an. Dies sind neben Verwaltungsmitarbeiter*innen und Abgeordneten der im Stadtrat vertretenen Fraktionen vor allem Bürger*innen, die Interesse an der Mitarbeit haben. So sind sowohl Vertreter*innen von Schulen, als auch von Einrichtungen, wie dem Sportverband oder dem Seniorenbeirat mit dabei. Aus der Stadtverwaltung sind neben dem Bürgermeister Thomas Berling und der zuständigen Mitarbeiterin aus dem Ratsbüro, Kirsten Bakker, auch Vertreter aus der Jugendarbeit und der Musikschule mit an Bord, da es zu diesen Abteilungen häufig Überschneidungspunkte gibt. Vorsitzender des Komitees ist seit dem Jahr 2011 Achim Haming. Der ehemalige Leiter der Agentur für Arbeit leitet dabei nicht nur die 3-4 Sitzungen pro Jahr, sondern vertritt die Stadt Nordhorn offiziell bei Empfängen oder Anlässen rund um die Städtepartnerschaften. Vertreten wird er von Petra Rötterink, die ebenfalls seit den 90er Jahren aktiv im Partnerschaftskomitee, mitarbeitet. Die beiden Vorsitzenden und die zuständigen Personen in der Verwaltungen bereiten gemeinsam Beschlüsse oder Programmgestaltungen für das Komitee vor, freuen sich hier aber immer über den Input der anderen Komitee-Mitglieder.
Was ist sonst noch wichtig?
Vereine und Institutionen, die Besuche in einer Partnerstadt planen, können hierfür Zuschüsse im Rathaus erhalten. Bei Fragen können sich Interessierte an Kirsten Bakker wenden. Zudem gibt es seit knapp 10 Jahren einen Förderverein, der sich insbesondere um Jugendbegegnungsmaßnahmen kümmert. Ansprechpartnerin ist Frau Maria Benen, ihresgleichen auch Ratsmitglied und Mitglied im Partnerschaftskomitee.
Partnerschaften in der Pandemie? Wie ist das möglich?
In den Jahren 2020/2021 konnten verständlicher Weise aufgrund der Pandemie bisher kaum persönliche Treffen mit unseren Freund*innen aus den Partnerstädten stattfinden. Vielleicht ist es im Laufe der zweiten Jahreshälfte noch möglich, erste vorsichtige Besuche mit Kleingruppen zu organisieren. Wir haben uns für die Monate Mai – September 2021 Schwerpunktmonate für die einzelnen Städte überlegt, in denen wir weitestgehend digital versuchen, mit unseren Partnern in Verbindung zu bleiben und auf die Städte hinzuweisen. Den Auftakt machte im Mai die Stadt Reichenbach, im Juni folgte Coevorden. Soweit dies möglich ist, planen wir auch mit allen Partnerstädten Videokonferenzen. Ferner werden Bauzaunbanner im Sommer an einigen Stellen im Stadtgebiet auf die Partnerstädte hinweisen und weitere Aktionen befinden sich in Planung. In 2022 soll es dann einen größeren Empfang von allen fünf Partnerstädten gleichzeitig in Nordhorn geben, um die Feierlichkeiten zum 50-jährigen des Partnerschaftskomitees nachzuholen. Im Laufe der nächsten Wochen soll es zudem noch Presse und Radioberichterstattungen geben – die Ideen gehen uns hier nicht aus. Auch relevante Personen aus den letzten Jahrzehnten „Partnerschaftsarbeit“ sollen noch Besonders gewürdigt werden bzw. zu Wort kommen. Lassen Sie sich überraschen.