Seit über 30 Jahren ist Lebrecht Forke Mitglied im Partnerschaftskomitee der Stadt Nordhorn. Von 1990 bis 2011 hat er das Komitee als Vorsitzender aktiv geleitet und viel Zeit und Energie in die Partnerschaftsarbeit investiert.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs suchte Forke Anfang der 1990er Jahre den Kontakt nach Polen. Er war maßgeblich am Aufbau der Städtepartnerschaft mit Malbork / Marienburg beteiligt, die 1995 zustande kam. Dafür wurde er 2016 zum Ehrenbürger von Malbork ernannt.
Im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums des Partnerschaftskomitees hat Lebrecht Forke uns seine Erinnerungen und Erlebnisse zusammengefasst:
„Ich erinnere mich immer gerne an die Zeit in der Partnerschaft. Sie war auf vielen Ebenen sowohl für mich als auch für meine Frau sehr bereichernd.
Das Geheimnis der Städte-Partnerschaften, die sich über viele Jahre hinweg sehr positiv entwickelt haben, war der regelmäßige menschliche Kontakt zwischen den Bürgern der jeweiligen Städte. Die Partnerschaften blühten am meisten auf, wenn viele Bürger mit auf Reisen gegangen sind, bei den Bürgern vor Ort aufgenommen wurden und im Gegenzug Besucher aus den anderen Partnerstätten aufgenommen haben.
In den Jahren, in denen ich Vorsitzender des Partnerschaftskomitees sein durfte, wurden viele persönliche Freundschaften aufgebaut, die über lange Jahre hinweg gehalten haben und gepflegt wurden. Sprachliche Unterschiede wurden auf viele verschiedene konstruktive Weisen überwunden. Kulturelle Unterschiede stellten einen besonderen Reiz für die Fahrten in das andere Land dar.
Jede der Partnerstädte hat sich stets anlässlich eines Besuchs aus der anderen Partnerstadt darum bemüht, den Teilnehmern alles zu bieten, damit diese sich wohl fühlten und gleichzeitig so viel wie möglich über das Land und das Leben in der anderen Stadt lernen konnten. Die Gastfreundschaft stand stets an erster Stelle.
Auch Jugendgruppen, (Sport-)Vereine und Schulen bauten Freundschaften und Austauschprogramme auf. Insbesondere das Jugend-Kulturfest in Nordhorn war ein beeindruckender Erfolg.
Meine Frau und ich sind in all diesen Jahren so viel wie möglich gereist und haben jede Gelegenheit dazu genutzt, Besucher bei uns aufzunehmen. Unsere persönlichen Freundschaften waren am ausgeprägtesten mit Freunden aus Montivilliers und Marienburg. Viele Nordhorner – wie auch meine Frau – haben sich bemüht, französisch zu lernen. Ich selbst habe mich sehr darum bemüht, polnisch zu lernen und bin insbesondere Jan und Anna Bartsch für ihre Hilfe dankbar. Ich habe mich stets darum bemüht, meine Gesprächspartner in ihrer eigenen Sprache zu verstehen und meine Ansprachen auch in Marienburg selbst schreiben und vortragen zu können, was sehr geschätzt wurde.
Es gibt so viele schöne Erinnerungen, dass es schwerfällt, einzelne hervorzuheben.
Im Rahmen der Partnerschaften mit Montivilliers und Marienburg prägten uns insbesondere die gemeinschaftlichen Abende, wo Anekdoten zum Leben erweckt wurden, an die sich alle jahrelang immer wieder schmunzelnd erinnert haben, wo häufig getanzt und insbesondere gerne und viel zusammen gesungen wurde (z.B. Nehmt Abschied Brüder, die Hymne der Normandie, Sto lat!, und vieles mehr). Die Abende, an denen Nordhorns damaliger Bürgermeister Friedel Witte sein Akkordeon genommen hat, um die Musik zu begleiten, sind unvergesslich. Oder die Überreichung eines übergroßen Text-Blattes seitens der polnischen Freunde, nachdem diese festgestellt hatten, dass wir Nordhorner von unseren Liedern selten mehr als die erste Strophe kannten...seitdem gehörten Liederbücher fest zum Gepäck!
Dank der Reisen nach Montivilliers haben wir auch die Schönheit der Normandie entdeckt und die leckere französische Küche genossen.
Bei den Reisen nach Marienburg stand regelmäßig der Besuch der Burg selbst im Mittelpunkt, die immer wieder etwas Neues zu bieten hatte. Die Ernennung zum Ehrenbürger von Marienburg war die größte Auszeichnung, die mir nach den vielen Jahren gegenseitigen, aufrichtigem und herzlichen Respekts zuteilwurde.
Ein historischer Höhepunkt der deutsch-deutschen Partnerschaft war sicherlich die Reise nach Reichenbach zum Tag der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990.
Zu den besonders erwähnenswerten Erinnerungen dieser Partnerschaft zählt ganz bestimmt auch das Überraschungs-Picknick im Reichenbacher Wald bei meterhohem Schnee! Anlässlich einer Rundfahrt mit Besichtigungen der Erzgebirger Kunst wurden wir überrascht mit einem unglaublichen Buffet, das vom Bus aus auf großen Tischen im Wald aufgebaut und von Schlachter Schaller spendiert wurde.
Die jüngste Partnerschaft mit Rieti habe ich selbst sehr aktiv mit vorbereitet. Anlässlich der offiziellen Ratifizierung in Rieti 2010 durfte ich die Stadt neben dem damaligen Bürgermeister Meinhard Hüsemann mit vertreten. Gerne sind wir nach Italien gereist und haben die Sonne und ein wenig „dolce vita“ genossen.
Ich freue mich darüber, dass die Partnerschaften weiterleben. Ich hoffe, dass noch viele Bürger aus allen Altersgruppen viele Jahre lang Interesse an der Fortsetzung der Partnerschaften haben werden und sich dafür einsetzen werden, dass die menschlichen Kontakte weiterhin gepflegt und erneuert werden. Aus unserer Sicht ist dies ein wesentlicher Grundstein für den Frieden in Europa.
Lebrecht Forke"